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Die Erkenbert-Ruine in Frankenthal – Mittelalterliches Erbe

Einführung in die Erkenbert-Ruine

Mitten im Herzen von Frankenthal, Rheinland-Pfalz, steht die Erkenbert-Ruine – ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur. Diese Ruine, einst die Stiftskirche St. Maria Magdalena, ist nach ihrem Stifter Erkenbert von Frankenthal benannt und gilt als das älteste Baudenkmal der Stadt. In diesem Artikel erkunden wir die faszinierende Geschichte, den aktuellen Zustand und die vielseitige Nutzung der Erkenbert-Ruine.

Die Lage im Stadtzentrum

Die Erkenbert-Ruine liegt zentral in Frankenthal, eingebettet zwischen der katholischen Dreifaltigkeitskirche im Westen und der protestantischen Zwölf-Apostel-Kirche im Osten. Im Süden und Südwesten befinden sich das Rathaus und der Kornmarkt, was die Ruine zu einem wichtigen historischen Punkt im Stadtzentrum macht.

Historischer Überblick

Die Gründung des Stifts

Erkenbert, ein Ministeriale des Bischofs von Worms, gründete 1119 auf seinem Landsitz in Frankenthal ein Augustiner-Chorherrenstift mit einem Hospital. 1125 wurde die Stiftskirche durch Bischof Burchard II. der heiligen Maria Magdalena geweiht. Gleichzeitig gründete Erkenberts Frau Richlinde ein Augustiner-Chorfrauenstift. Erkenbert diente bis zu seinem Tod 1132 als Propst des Stiftes und wurde dort beigesetzt.

Entwicklung und Bedeutung

1140 erhob Papst Innozenz II. das Stift zur Abtei. Das Skriptorium begann 1148 mit der Herstellung der Frankenthaler Bibel. Ein Brand zerstörte 1171 große Teile der Kirche, die jedoch wieder aufgebaut und 1181 erneut geweiht wurde. Im 14. Jahrhundert erreichte das Kloster seine größte Blütezeit mit umfangreichem Landbesitz, einer Schule, einem Hospital und einem Studienhaus.

Zeiten der Zerstörung und Wiederaufbau

1525 wurde die Abtei während des Pfälzischen Bauernkriegs geplündert und beschädigt. Nach der Reformation 1562 wurde das Stift aufgelöst und als Unterkunft für protestantische Flüchtlinge genutzt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg brannten französische Truppen die Anlage 1689 nieder, doch Teile wurden wieder aufgebaut. 1820 wurden Chor und Querhaus abgetragen, um eine neue protestantische Kirche zu errichten.

Moderne Entwicklungen und Erhaltung

1893 wurde im ehemaligen Getreidespeicher das Erkenbert-Museum eingerichtet. 1943 wurden das Museum und die Kirche bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Krieg wurde die Zwölf-Apostel-Kirche wieder aufgebaut. 1960 wurden die Überreste des Museums entfernt und die romanische Ruine freigelegt, die später zu einem Atrium umgebaut wurde.

Architektur und Erhaltungszustand

Die architektonischen Merkmale

Von der einst voluminösen dreischiffigen Pfeilerbasilika sind heute nur noch die untere Zone der Westfassade, die nördliche Außenwand des linken Seitenschiffs, der Lettner und das Untergeschoss des Südturms erhalten. Diese Teile wurden in den 1990er Jahren restauriert und bieten einen Einblick in die architektonische Pracht vergangener Zeiten. Das Säulenstufenportal der Westfassade zeigt formale Anklänge an das Nordportal des Wormser Doms mit kunstvollen Blattwerkornamenten und Tierfiguren.

Der heutige Zustand

Die erhaltenen Teile der Ruine wurden sorgfältig restauriert und zeigen die beeindruckende Baukunst des Mittelalters. Die Ruine wird heute vor allem für kulturelle Veranstaltungen genutzt und ist ein bedeutender Teil des kulturellen Lebens in Frankenthal.

Heutige Nutzung und Bedeutung

Kulturelle Veranstaltungen

Heute dient die Erkenbert-Ruine als Veranstaltungsort für verschiedene kulturelle Events. Theater- und Filmvorführungen sowie Konzerte finden regelmäßig statt, insbesondere während des jährlichen Sommerfestivals. Im Winter 2008/09 wurde im Atrium erstmals eine Eislaufbahn eingerichtet, was die vielseitige Nutzung der Ruine unterstreicht.

Ein Ort der Begegnung

Die Erkenbert-Ruine ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern auch ein lebendiger Treffpunkt für die Gemeinschaft. Durch die verschiedenen Veranstaltungen bleibt die Ruine ein wichtiger kultureller Ort und trägt zur Bereicherung des städtischen Lebens bei.

Schlussfolgerung

Die Erkenbert-Ruine in Frankenthal ist ein beeindruckendes Erbe mittelalterlicher Baukunst und Geschichte. Sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart und bleibt ein bedeutender kultureller Treffpunkt für die Stadt. Durch ihre reiche Geschichte und die heutige Nutzung als Veranstaltungsort bleibt die Erkenbert-Ruine ein lebendiger Teil von Frankenthal.